In die Jahre gekommen: Gut ausgebildete und motivierte Sanitäter brauchen zeitgemäßes Arbeitsgerät um im Notfall rasch helfen zu können
Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der BRK-Bereitschaft Ainring müssen ihren mittlerweile fast 14 Jahre alten Krankenwagen austauschen und sammeln dafür seit rund einem halben Jahr Spenden aus der Bevölkerung. Grund ist, dass das kleinere, an sich immer gut gepflegte und gewartete, aber in die Jahre gekommene Fahrzeug nicht mehr die Anforderungen an ein heutiges Notfallrettungsmittel erfüllt und deshalb von der Leitstelle Traunstein auch nicht mehr automatisch zur Spitzenabdeckung des regulären Rettungsdienstes alarmiert wurde, obwohl in Ainring gut ausgebildete und motivierte freiwillige Sanitäter verfügbar sind. „2018 musste mehrmals die BRK-Bereitschaft Stadt Freilassing mit ihrem Notfallkrankenwagen im Ainringer Gemeindegebiet aushelfen, obwohl die ortsansässigen Helfer näher und damit vermutlich auch schneller gewesen wären“, bedauert Bereitschaftsleiter Till Schöndorfer, der bei der Jahreshauptversammlung im Mitterfeldener BRK-Haus deshalb auch nur noch auf fünf Einsätze der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) zurückblicken konnte – in den Vorjahren waren es mit vielen Erstversorgungen und Spitzenabdeckungen oft wesentlich mehr.
Insgesamt 5.283 ehrenamtliche Stunden brachten die Ainringer Rotkreuzler vergangenes Jahr zusammen, davon ein gutes Drittel für Aus- und Fortbildung, jeweils rund ein Sechstel für den Betreuungsdienst, bei Erste-Hilfe-Kursen für die Bevölkerung und bei Arbeitsdiensten. Das restliche Sechstel verteilt sich auf Sanitätswachdienste, ehrenamtlichen Rettungsdienst und Krankentransport an den Wachen in Freilassing und Berchtesgaden, soziale Dienste und Blutspender-Betreuung, Einsätze der beiden Einsatzleiter Rettungsdienst, SEG-Einsätze und Erstversorgungen und Arbeiten den Fachdienstes „Information und Kommunikation“. „Unsere Leute sind sehr motiviert, bilden sich fort, üben viel und wollen helfen, brauchen dafür aber die passende und zeitgemäße Ausstattung, die vor allem während der Spitzenabdeckungen bei medizinischen Notfällen lebensrettend sein kann und mit dem Zeitvorteil durch die Ortsnähe direkt wieder der heimischen Bevölkerung zugutekommt“, erklärt Schöndorfer. Wie motiviert die Ainringer Einsatzkräfte sind, hat sich jüngst beim großen Verpflegungseinsatz während der Schnee-Katastrophe im Berchtesgadener Land gezeigt: Die Ainringer BRK-Bereitschaft kümmerte sich im Schichtbetrieb mit ihrer Feldküche des Betreuungsdienstes (BtD) eineinhalb Wochen lang federführend um Essen und Getränke für die vielen hundert oft auswertigen Einsatzkräfte im mittleren und nördlichen Landkreis und stellte Fahrzeug und Personal des Fachdienstes IuK für die Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung.
Jahrelanges bürgerschaftliches Engagement von heimischen Lebensmittelhändlern als zuverlässige Partner in der Gefahrenabwehr geehrt
Till Schöndorfer und sein Stellvertreter Bernhard Wiersig zeichneten bei der Jahreshauptversammlung den Hammerauer Getränkehändler Max Schnellinger aus der Gaisbergstraße und den Freilassinger Metzger Hans Winkelmair aus dem Stettenweg aus, die die Einsatzkräfte seit vielen Jahren Tag und Nacht mit ständiger Erreichbarkeit und Verfügbarkeit von frischen Lebensmitteln aus ihren großen Lagern unterstützen und damit nach dem Motto „ohne Mampf kein Kampf“ die Verpflegung von Einsatzkräften und Betroffenen gewährleisten. „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen und ist bei fast jeder länger andauernden Schadenslage in vielerlei Hinsicht mit für den Einsatzerfolg entscheidend – wir sind auf solche Firmen angewiesen, die egal zu welcher Zeit wir anrufen ihr Lager aufsperren, da wir nicht ständig so viele frische Lebensmittel in großen Mengen vorhalten könnten“, erklärt Schöndorfer. Das Rote Kreuz arbeitet bei vielen Einsätzen eng vernetzt mit Ersthelfern und anderen Organisationen zusammen – darunter auch der Helferkreis der Bayerisch Gmainer Kirchenverwaltung unter Federführung von Ellen Wierer, der beim Schnee-Verpflegungseinsatz im Januar 2019 spontan die Essensausgabe an die dort untergebrachten externen Einsatzkräfte übernahm und damit die Rotkreuzler entlastete, die nur noch die Mahlzeiten anliefern mussten – Wierer war als Ehrengast bei der Jahreshauptversammlung geladen und wurde stellvertretend für alle Helfer ausgezeichnet.
Freiwillige für jahrzehntelangen Dienst geehrt
Ehrenamt lebt von den Menschen, die sich kontinuierlich über viele Jahre oft auch mit weniger spektakulären, aber wichtigen Aufgaben engagieren und die gute Stimmung und Gemeinschaft fördern. Schöndorfer, Wiersig und Ehrenkreisbereitschaftsleiter Ludwig Wetzelsberger zeichneten verdiente Rotkreuzler für ihr stetiges Engagement aus: Dorothea Clasen (fünf Jahre), Anna Brunninger (zehn Jahre), Waltraud Leppertinger (15 Jahre), Bernhard Hessberger (25 Jahre), Monika Herbst (25 Jahre), die ehemalige Bereitschaftsleiterin Alexandra Hessberger (35 Jahre), Matthias Stallmayer (35 Jahre), die ehemalige Bereitschaftsleiterin Margret Sturm-Wiersig (45 Jahre) und Richard Haller (50 Jahre). Florian Graf und Maria Krinke bekamen für ihren pausenlosen Einsatz als Feldköche – jüngst beim Schnee-Einsatz – den goldenen Kochlöffel verliehen.
45 aktive Mitglieder
Die BRK-Bereitschaft Ainring besteht aus 52 Frauen und Männern, von denen 45 aktiv Dienst leisten. Zwei sind Notärzte, fünf Notfallsanitäter oder in Ausbildung dazu, fünf Rettungsassistenten, sieben Rettungssanitäter, 18 Rettungsdiensthelfer oder in Ausbildung dazu, 14 Sanitätshelfer und sieben Ersthelfer. Aktuell gehören zur Bereitschaft drei Gruppenführer Betreuung, zwei Gruppenführer Sanität, vier Zugführer, zwei Einsatzleiter Rettungsdienst und fünf Truppführer. Damit sie fit für alle Fälle sind, haben sich die Ainringer Rotkreuzler 2018 zu diversen Themen umfangreich fortgebildet: In Einsatzdokumentation und Einsatztagebuch, zum mechanischen Wiederbelebungsgerät „Lucas 2 & 3“, in einem Grundlehrgang und in einem Fachlehrgang Betreuungsdienst, in einem Grundlehrgang Psychosoziale Notfallversorgung, in einem Gruppenführer-Lehrgang Betreuung, zum Sanitätshelfer, zum Verpflegungshelfer, zum Zugführer und in regelmäßigen Bereitschaftsabenden mit Ausbildungen.
Fünf SEG-Einsätze und 13 Sanitätsdienste
Fünfmal musste die SEG ausrücken: Am 18. Januar wegen einer brennenden Maschinenhalle in Piding, am 11. März zur Rettungsdienst-Spitzenabdeckung in Winkeln, am 20. März wegen eines Wohnhausbrands in Freilassing, am 8. August wegen des Waldbrands in der Nähe der Königsbachalm am Jenner und am 8. November wegen einer angebaggerten Erdgasleitung in Freilassing. Bei insgesamt 13 Sanitätsvorsorgediensten sicherten die Ehrenamtlichen vorsorgliche mehrere Veranstaltungen ab, darunter im Februar das Rupertigau-Preisschnalzen in Aufham und die bayerischen Hallenmeisterschaften der C-Fußball-Junioren in Bad Reichenhall, im Juni das 90-Jahr-Jubiläum von SG Eichenlaub in Straß, im August die Brass Wiesn in Eching und den Feldkirchener Triathlon, im September die Eröffnung des Neubaus von Sanitär Heinze, im November den Martinsumzug in Mitterfelden und die Beerdigung von Pfarrer Parzinger sowie im Dezember den Schlosslauf der Marzoller Krampusse.
Sepp Ramstetter spricht Rotkreuzlern sehr persönliche Wertschätzung aus
Kreisbereitschaftsjugendwart Christian Koller aus Freilassing lobte die Ainringer BRK-Bereitschaft für ihre zuverlässige und pausenlose Arbeit beim großen Schnee-Einsatz im Januar 2019, hob die Bedeutung der beiden in Mitterfelden stationierten Fachdienste BtD und IuK hervor und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit der Nachbar-Bereitschaft in Freilassing. 2019 sind ein gemeinsamer Jugendtag der beiden Bereitschaften und wieder ein Kreisjugendcamp am Abtsee geplant. Rotkreuz-Urgestein und Hausherr Ludwig Wetzelsberger lobte Till Schöndorfer und sein junges Team für ihre gute Arbeit und freute sich, dass das Mitterfeldener Rotkreuz-Haus derart mit Leben erfüllt ist. Der Alterspräsident des Ainringer Gemeinderats, Sepp Ramstetter bedankte sich im Namen aller Bürger bei den Rotkreuzlern für ihre Arbeit und sprach seine ganz persönliche Wertschätzung aus: „Ans Rote Kreuz denkt man immer nur, wenn man es braucht!“; er erzählte von seinen eigenen Erfahrungen, von einer Rückholung nach einem Skiunfall in Tirol, einem Gerüststurz und einem landwirtschaftlichen Unfall, bei dem ein Stier auf ihn gefallen war und vom Luggi Wetzelsberger, der ihm immer so gut geholfen hatte. Aktuell braucht sein Vater den ambulanten Pflegedienst des Roten Kreuzes und die Mutter war gestürzt. „Es kann nicht sein, dass der Kreistag dem Roten Kreuz ohne sich viel mit dem Thema zu beschäftigen den Pflegezuschuss streicht, wenn man sieht, wie sich die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfer plagen und dabei weniger verdienen als eine Bürokraft. Dann brauchen wir uns auch nicht wundern, wenn diese für uns alle so wichtige Arbeit niemand mehr machen will!“
Daniel Mahr vom Technischen Hilfswerk (THW) bedankte sich für die sehr kameradschaftliche Zusammenarbeit und die gute Nachbarschaft in der Industriestraße. Die BRK-Bereitschaft Ainring unterstützt seit längerer Zeit auch mit jeweils einem Sanitäter auf dem THW-Fahrzeug den Autobahn-Vorsorgedienst des THW, hat dabei 2018 24 Einsatzstunden geleistet und war damit für medizinische Notfälle während der Hauptreisezeiten auf der A8 vorsorglich vor Ort. Monika Herbst von der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe bedankte sich mit einem 100-Euro-Einkaufsgutschein bei Till Schöndorfer und seinem Team für die stetige personelle Unterstützung bei den regelmäßigen Treffen im Rotkreuz-Haus.
Bericht & Fotos: BRK BGL