In der Mittelschule Berchtesgaden haben am vergangenen Samstag rund 60 Besucher am ersten Fortbildungstag für medizinisches Fachpersonal teilgenommen. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) will mit dem Tagesseminar unter der Federführung von Wachleiter und Dozent Hermann Scherer regelmäßig Ärzte, Pfleger und Sanitäter zusammenbringen und über aktuelle Themen in Rettungsdienst, Notfallmedizin und Einsatztaktik informieren. Unter dem Motto „Hand in Hand gemeinsam für eine bestmögliche Patientenversorgung“ fanden neben einer Fahrzeug- und Technikausstellung Vorträge, Planspiele und Workshops statt.
Ehren- und hauptamtliche Rettungsdienst-Mitarbeiter, Pfleger, Notärzte, Hausärzte, Bergwacht im BRK und BRK-Wasserwacht leisten täglich wertvolle Arbeit – sie alle verbindet ein gemeinsames Ziel: Das Wohl ihres Notfallpatienten. Im Dialog mit allen Beteiligten sollen durch die Veranstaltung auch in Zukunft Schnittstellen im Arbeitsablauf optimiert und die Zusammenarbeit intensiviert werden. „Es gab sehr viele Möglichkeiten, praktisch zu üben. Die Teilnehmer waren von den Workshops begeistert; die Wiederbelebungshilfe Lucas, die Kindernotfälle, der Beatmungsworkshop und das Planspiel zur Einsatztaktik waren die Renner!“, berichtet Scherer.
Dr. Verena Gebrecht, Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin im Deutschen Herzzentrum München und der Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Dr. Michael Eisert betreuten einen Workshop zu Kinder- und Säuglingsnotfällen. An drei Stationen konnten die Besucher unter Anleitung der Lehrrettungsassistenten Hermann Emminger und Bernhard Fuchs praktisch ihr Wissen zur Atemwegsverlegung, Wiederbelebung und dem intraossären Zugang auffrischen.
Caesar Kaiser von der Herstellerfirma Weinmann informierte zum Thema High-End-Beatmung im Rettungsdienst. Da es gerade im Berchtesgadener Land sehr viele Kliniken für Atemwegserkrankungen gibt, braucht auch der Rettungsdienst entsprechende Geräte mit vielen Beatmungsformen, die eine bessere, individuell abgestimmte Behandlung der Patienten ermöglichen. Die neuen Notarzteinsatzfahrzeuge werden deshalb mit entsprechender Technik ausgestattet. Neurologe Dr. Markus Schwahn, Oberarzt am Klinikum Traunstein, hat in der Kreisklinik Bad Reichenhall die Schlaganfall-Station aufgebaut, die am 5. Oktober 1 Jahr alt wurde. In einem Vortrag informierte er über Behandlungsmöglichkeiten und die Schnittstellen zum Rettungsdienst.
Stadtbrandmeister Josef Kaltner informierte die Besucher über die Zusammenarbeit in Großschadenlagen, die Unterstützungsgruppen Örtliche Einsatzleitung und Sanitätseinsatzleitung sowie die technischen Möglichkeiten des Katastrophenschutz-Abrollbehälters. Im Anschluss und in den Pausen konnte die Wagenburg mit Einsatzleitfahrzeugen des Katastrophenschutzes, der Feuerwehr und des Roten Kreuzes besichtigt werden.
Rettungsassistent Christian Zelzer demonstrierte die Anwendung der Wiederbelebungshilfe Lucas, die die Herzdruckmassage automatisch ausführt und berichtete von bisherigen Erfahrungen mit dem Gerät. „Die Einsatzkräfte können den Lucas, der auf dem Freilassinger Notarzteinsatzfahrzeug mitgeführt wird, bei Bedarf nachfordern“, erklärte Zelzer. Rettungsassistent Daniel Wohlrab leitete ein Anwendertraining zum EKG LP12, bei dem in der Praxis eher selten benötigte Funktionen wie Cardiversion und Schrittmacherfunktion geübt wurden. Beim Planspiel mit Modellfahrzeugen musste die Besatzung des ersteintreffenden Rettungswagens die Ordnung des Raums, die Patienten-Sichtung nach dem mSTaRT-Verfahren, die Einteilung der weiteren Kräfte und die Zusammenarbeit mit anderen Einheiten durchspielen.
„Teilnehmer und Referenten gaben ein durchwegs positives Feedback und wollen den Fortbildungstag nun jährlich wiederholen“, freut sich Scherer. Kaffee mit Brezen in der Früh und am Vormittag, dann Bratwürstel mit Kraut zum Mittagessen und Kaffee und Zopf am Nachmittag; für das leibliche Wohl sorgte der BRK-Betreuungsdienst mit seiner mobilen Feldküche. Scherer: „Es war beeindruckend, was die fleißigen Bienen alles für uns gezaubert haben!“