Das Landratsamt Berchtesgadener Land als Katastrophenschutzbehörde hält zusammen mit Einsatzorganisationen und Gemeinden aus dem Landkreis seit gestern Nachmittag eine zweitägige Stabsrahmenübung ab. Dabei wird in das Katastrophenszenario „Großflächiger Stromausfall und seine Folgen“ beübt. Die Übung dauert voraussichtlich bis zum frühen Samstagabend an.
In einer in das Übungsszenario integrierten Pressekonferenz am Samstagvormittag, also noch während der Übung, informierten Vertreter der an der Übung beteiligten Organisationen und Behörden über die ersten Erkenntnisse, die sich schon für die weiteren Katastrophenschutzplanungen des Landkreises ergaben. Es ist u.a. ein Hauptziel der Übung, die Führungs- und Schichtfähigkeit der teilnehmenden Einsatzorganisationen, Gemeinden und des Landratsamtes zu testen, Risikofaktoren und Gefahrenbereiche zu erkennen und entsprechende Vorsorge zu betreiben. In einem ersten Zwischenresümee konnte festgehalten werden, dass dies größtenteils erreicht wurde. Die Erkenntnisse aus der Übung werden noch detailliert analysiert und in Nachbesprechungen kommuniziert werden.
Landrat Georg Grabner dankte im Rahmen der Pressekonferenz zuallererst den vielen Freiwilligen aus den Hilfsorganisationen und den öffentlichen Verwaltungen, die an der großen Übung teilnehmen und damit wieder einmal ihre Freizeit für die Belange der öffentlichen Sicherheit opfern. Mehr als 200 Kräfte aus den Blaulicht-Organisationen (Freiwillige Feuerwehren, BRK und THW) und weitere insgesamt fast 100 Personen der Führungsgruppe-Katastrophenschutz (Landratsamt), aus den 5 teilnehmenden Gemeindeverwaltungen Bad Reichenhall, Bayerisch Gmain, Piding, Saaldorf-Surheim und Schneizlreuth, der Bundeswehr, der Integrierten Leitstelle Traunstein und der Übungsleitung und Übungsbeobachtung beteiligen sich an dieser großen Katastrophenschutzübung.
Das Übungsszenario:
Die seit Tagen andauernden, zum Teil heftigen Unwetter mit Starkregen und Orkanböen führten am Freitag, 7. November, zu großen Schäden in Süddeutschland und den angrenzenden Nachbarländern. Aufgrund der starken Unwetter, Murenabgänge und dem Ausfall des Umspannwerks in Piding-Bichlbruck war am Freitagnachmittag die Stromversorgung im gesamten Landkreis zusammengebrochen. Daher wurden sämtliche örtliche Feuerwehren alarmiert und befinden sich zum Teil durchgängig im Einsatz. Um 17:00 Uhr wurde dann aufgrund eines bayernweiten Stromausfalls durch Ministerpräsident Horst Seehofer der Katastrophenfall für den Freistaat Bayern festgestellt. Die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt Berchtesgadener Land befand sich bereits seit 15 Uhr im Einsatz. Zum örtlichen Einsatzleiter wurde Kreisbrandrat Josef Kaltner bestellt.
Die zuständigen Energieversorgungsunternehmen und die Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehren und der Rettungsorganisationen waren seit dem Nachmittag im Einsatz, um Schäden, insbesondere an der Stromversorgung, zu beheben und betroffenen Menschen zu helfen. Im nördlichen und mittleren Landkreis führten die Unwetter und ein kompletter Stromausfall zu einer Vielzahl von einzelnen Schadensfällen:
• Haus- und Zimmerbrände, bspw. im Haus Hohenfried in Bayerisch Gmain,
• durch Murenabgänge und umgestürzte Bäume unpassierbare Straßen, die bspw. Schneizlreuth von der Außenwelt abschnitten,
• überflutete Hauskeller und Straßenzüge, bspw. im Ortsteil Staufenbrücke in Bad Reichenhall,
• Evakuierungen von Hausbewohnern, bspw. Im Seniorenwohnstift in Laufen.
Die Versorgung der wichtigsten öffentlichen Gebäude mit Notstromaggregaten konnte durch die Einsatzleitung gewährleistet werden, u.a. wurden Aggregate von der Bayernwerke AG, den Stadtwerken Bad Reichenhall und der Bundeswehr bereitgestellt.
Notunterkünfte für evakuierte Personen wurden in mehreren Orten des Landkreises eingerichtet. Der Landkreis stellte dabei u.a. auch seine kreiseigenen Schulturnhallen zur Verfügung.
Insgesamt sind knapp 3.000 Einsatzkräfte der Polizei, der Bundeswehr und der Rettungsorganisationen im Einsatz.