15.10.2011 – Katastrophenschutz-Übung im Wendelbergtunnel

Die erste große bilaterale Katastrophenschutzübung im Gebiet von Melleck und Unken ist vorbei. Bei insgesamt vier großen Schadensszenarien konnten die rund 500 beteiligten Einsatzkräfte aus dem Berchtesgadener Land und dem angrenzenden Pinzgau ihr Zusammenspiel trainieren, wobei es vor allem um die Optimierung einer grenzenlosen Funkkommunikation ging. Ein Vorbereitungsteam aller beteiligten Organisationen hatte die Übung monatelang ausgearbeitet und schließlich sehr spektakulär umgesetzt.

Bei einer Abschlussbesprechung im Kieswerk Flatscher dankten Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, Landrat Georg Grabner, Oberbayerns Regierungspräsident Christoph Hillenbrand und die Pinzgauer Bezirkshauptfrau Dr. Rosmarie Drexler den ehrenamtlichen für ihren großen Einsatz, der bei vielen bis in den Abend dauerte, da Ausrüstung und Einsatzkleidung geputzt, Fahrzeuge wieder aufgerüstet und alle Fahrzeugwracks und Übungsspuren im Gelände wieder beseitigt werden mussten.

In der ersten Übungsannahme kommt es um 9.30 Uhr im Wendelbergtunnel zu einem Verkehrsunfall. Mehrere zum Teil verletzte Personen flüchten aus dem verrauchten Tunnel und irren zum Teil orientierungslos umher.

Gegen 11.15 Uhr stürzt dann, so das zweite Szenario, ein Kleinflugzeug in der Nähe des Nordportals des Wendelbergtunnels in den Wald. Beim Aufprall entzündet sich auslaufender Treibstoff und setzt den angrenzenden Wald in Brand.

Durch konstruiertes Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern im Stau vor dem Nordportal ereignen sich zudem mehrere Auffahrunfälle. Um 12.15 Uhr kommt schließlich ein Tanklöschfahrzeug ins Schleudern, rast in eine Menge aus Einsatzkräften und Schaulustigen und rammt schließlich ein weiteres Einsatzfahrzeug, das über die Böschung wegkippt.

Aufgrund der Verkehrsunfälle und des Flugzeugabsturzes rund um den Wendelbergtunnel versuchen mehrere Fahrzeuglenker den entstandenen Stau im Bereich Grenzübergang-Tankstelle zu umfahren. Im weiteren Verlauf der Katastrophenschutzübung kommt es gegen 13 Uhr auf österreichischer Seite zu einem Zusammenstoß zwischen einem Kleinbus und einem Tankfahrzeug, das Gefahrgut geladen hat. Der Kleinbus hat sich überschlagen, und es gibt mehrere Verletzte. Das Tankfahrzeug wird bei dem Unfall leicht beschädigt. Ein Unfallzeuge meldet, dass aus dem Tankwagen Flüssigkeit austritt.

Während die Übung noch voll im Gang war, informierten Landrat Georg Grabner, Regierungspräsident Christoph Hillenbrand und die Pinzgauer Bezirkshauptfrau, Dr. Rosmarie Drexler in einem Informationsgespräch über die große Bedeutung der in dieser Form erstmals durchgeführten Übung.

Dabei erläuterte Landrat Georg Grabner, dass auf lokaler Ebene bereits seit vielen Jahren gute Kontakte zwischen den Feuerwehren und Rettungsorganisationen beiderseits der Grenze bestehen und gemeinsame grenzüberschreitende Übungen stattfinden. Auf der Ebene der Katastrophenschutzbehörden ist die heutige Übung allerdings eine echte Premiere. Wie außerordentlich wichtig es ist, grenzüberschreitend auf einen möglichen Ernstfall gut vorbereitet zu sein, um durch gegenseitige, bilaterale Hilfestellung große Schadenslagen bewältigen zu können, zeigten Ereignisse der vergangenen Jahre, wie beispielsweise der Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall (2006), der Waldbrand am Thumsee (2007) oder vor zwei Jahren die Unwetterkatastrophe im nördlichen Flachgau.

Eine solche Unterstützung setzt jedoch nicht nur die Einsatzbereitschaft voraus, sondern erfordert von den zuständigen Behörden sowie Hilfs- und Rettungsorganisationen beiderseits der Staatsgrenze besondere Kenntnisse und Fähigkeiten. Insbesondere müssen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit die unterschiedlichen Behörden- und Organisationsstrukturen sowie Alarmierungs- und Meldewege der „Nachbarn“ bekannt sein, hob Grabner das vorrangige Ziel der Katastrophenschutzübung hervor.

Die Pinzgauer Bezirkshauptfrau Dr. Rosmarie Drexler betonte, dass mit der aktiven Teilnahme der Salzburger Rettungsorganisationen und Behörden an der Großübung alle Bemühungen, vorhandene Strukturen auf allen relevanten Ebenen abzugleichen und zu optimieren, unterstützt werden. Wichtig seien auch die sog. „Softskills“, wie gegenseitiges Verständnis der Einsatzkräfte untereinander und die Bereitschaft im Dienst am Nächsten zusammenzuarbeiten.

Oberbayerns Regierungspräsident Christoph Hillenbrand stellte die Bedeutung dieser ersten Vollübung der Katastrophenschutzbehörden im deutsch-österreichischen Raum heraus. Die rechtlichen Voraussetzungen würden bereits seit 20 Jahren bestehen, in der Praxis seien die entsprechenden nationalen Abkommen jedoch noch nie erprobt worden. Er dankte allen, die sich seitens der Hilfsorganisationen und Behörden in einem Ernstfall in den Dienst der Allgemeinheit stellen.

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