Nach der Hochwasserkatastrophe im Berchtesgadener Land sind die Helfer der BRK-Bereitschaften bereits am vierten Tag im Dauereinsatz, um die betroffenen Bewohner mit dem Nötigsten zu versorgen. Vor allem in Freilassing, wo ein Ortsteil komplett überflutet war und etwa 170 Bewohner evakuiert werden mussten, waren die BRK-Helfer gefordert. „Wir müssen die geschädigten Anwohner mindestens noch bis Donnerstag versorgen“, erklärt Kreisbereitschaftsleiter Andreas Rautter.
Unterstützung für Rettungsdienst und Krankentransport
Die BRK-Bereitschaften des Landkreises unterstützten seit dem frühen Sonntagmorgen den regulären Rettungsdienst und Krankentransport, da einige Orte wegen Muren und überfluteter Straßen abgeschnitten oder nur über Umwege und mit zeitlicher Verzögerung erreichbar waren. Gegen 8 Uhr ordnete die Einsatzleitung dann die Evakuierung der betroffenen Bewohner im östlichen Freilassing an, da sich das Hochwasser der Saalach an der Bahnbrücke staute und in Richtung Ortsteil Freimann floss; zuvor hatten die BRK-Bereitschaften bereits einzelne vom Hochwasser bedrohte Anwohner aus Maria Gern und Bichlbruck in Sicherheit gebracht. Im Freilassinger Rathaussaal richteten die BRK-Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG) Sanität und Betreuung rasch eine Notunterkunft ein. Da auch der Bahnverkehr im Bereich Freilassing vom Hochwasser betroffen war, waren über 500 Reisende am Freilassinger Bahnhof gestrandet und wurden durch die BRK-Bereitschaften in einer zweiten Notunterkunft in der Staatlichen Realschule untergebracht und verpflegt. Dort wurden auch Schlafplätze eingerichtet.
Boote und Hubschrauber zur Evakuierung
Da das Wasser extrem rasch anstieg, mussten BRK-Wasserwacht und Feuerwehr viele betroffene Anwohner mit Booten aus ihren Häusern retten. Unterwasser-Hindernisse wie überspülte Autos und Zäune, die teilweise starke Strömung und das durch Öl, Treibstoff und den übergelaufenen Kanal verunreinigte Wasser erschwerten den Einsatz. Die Polizeihubschrauberstaffel Bayern (Edelweiß 2 und 8), die Bundespolizei-Fliegerstaffel Oberschleißheim (Transporthubschrauber EC155) und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ mussten zusammen mit den Bergwacht-Luftrettern aus Bad Reichenhall, Teisendorf-Anger und Freilassing vom Wasser eingeschlossene Menschen zum Teil per Rettungswinde oder Rettungstau ausfliegen. Mit über 40 BRK-Fahrzeugen der Bereitschaften, des Betreuten Fahrdienstes und der Bergwacht wurden die Evakuierten dann in die Notunterkünfte gebracht, mit Essen und Getränken sowie trockener Kleidung versorgt und ärztlich und psychologisch betreut. Der Malteser Hilfsdienst (MHD) richtete zusätzlich am Bahnhof eine Verpflegungsstelle ein und verteilte bei nasskühler Witterung warme Mahlzeiten an Einsatzkräfte und Betroffene.
Das Notwendigste für die Geschädigten
Die BRK-Bereitschaften verfügen mit ihrem Betreuungsdienst über ein dichtes Netzwerk an Firmen und Betrieben, über die im Ernstfall Lebensmittel und andere notwendige Artikel schnell beschafft werden können. Zudem hatten sich spontan Gastwirte, eine Metzgerei und eine Bäckerei bereiterklärt, für die betroffenen Bewohner Essen zur Verfügung zu stellen. Für Babys und Kleinkinder wurden Hygieneartikel und Windeln beschafft und ein eigener Kinderbereich in den Notunterkünften eingerichtet. Zudem vermittelten die Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes Übernachtungsmöglichkeiten, die spontan von solidarischen Einwohnern der Stadt und des Landkreises angeboten wurden. Auch getrennte Familien wurden von den Helfern des Roten Kreuzes wieder zusammengeführt. Der BRK-Kriseninterventionsdienst (KID) ist ebenfalls in Freilassing mit mehreren Krisenberatern unterwegs und betreut Hochwassergeschädigte, die mit den Nerven am Ende sind.
Essenslieferungen ins Schadensgebiet
Kostenlose Mahlzeiten gibt es von 12 bis 14 Uhr und von 18 bis 20 Uhr im Rathaus. Da bereits am Montag die ersten Geschädigten wieder zu ihren Häusern zurück konnten, dort jedoch aufgrund der Schäden weder Strom noch Hygiene- oder Kochmöglichkeiten bestehen, wird die Notunterkunft und Versorgungsstelle am Rathaus weiterhin durch das Rote Kreuz betreut – „mindestens noch bis Donnerstag“, betont Kreisbereitschaftsleiter Andreas Rautter. „Viele Bewohner wollen wieder zu ihren Häusern, um aufzuräumen und retten, was noch zu retten ist. Darum beliefern wir zweimal täglich den betroffenen Stadtteil mit warmen Mahlzeiten und Getränken“, erklärt SEG-Leiter Christian Koller. Im Foyer des Rathauses verteilen die Rotkreuzler zudem Bekleidung für Babys, Kinder und Erwachsene, Babynahrung, Hygiene-Artikel, Schuhe und Gummistiefel an die Betroffenen.
Das Trinkwasser ist sauber
Das Landratsamt Berchtesgadener Land hat am Dienstag erklärt, dass anfallender Sperrmüll von hochwassergeschädigten Bewohnern kostenlos in den Wertstoffhöfen oder Deponien des Landkreises abgegeben werden kann. Zudem konnte hinsichtlich der Trinkwasserversorgung, vor allem für Schneizlreuth – hier drohte ein Engpass – Entwarnung gegeben werden. Das Trinkwasser ist nach Messungen des Gesundheitsamtes in gewohnter Qualität und wieder überall ausreichend vorhanden. Wichtige Informationen und Verhaltenshinweise erhalten Betroffene weiterhin über die Internetseiten des Landratsamtes sowie die Bürgertelefone der Städte und Gemeinden.
Nachbarschaftshilfe durch heimische Spezialeinsatzkräfte in Niederbayern
Parallel zu den Einsätzen im Berchtesgadener Land waren die Ehrenamtlichen der BRK-Bereitschaften am Montagabend auch in Passau im Einsatz, wo sie mit einem Lastwagen 70 dringend benötigte Feldbetten und Bettgarnituren lieferten. Zudem sind am Dienstagnachmittag zwei SEG´n der heimischen BRK-Wasserwacht als Teil des Wasserrettungszugs Oberbayern und vier Luftretter der örtlichen Bergwachten ins Hochwasser-Katastrophengebiet nach Deggendorf und Straubing-Bogen aufgebrochen, um die dortigen niederbayerischen Einsatzkräfte bei der Evakuierung von Menschen und Haustieren mit Booten und Hubschraubern zu unterstützen. Die bereits angespannte Lage dort spitzte sich während der Nachtstunden immer mehr zu. Am Mittwochmorgen bricht ein weiteres Team aus dem Landkreis nach Niederbayern auf, um die heimischen Helfer im Schichtbetrieb abzulösen.
Freiwillige können mithelfen
Beim Roten Kreuz haben sich während der vergangenen Tage viele Menschen gemeldet, die den Geschädigten gerne helfen wollen. Für Sachspenden jeder Art ist es am besten, wenn sie sich direkt an die Gemeinde- oder Stadtverwaltung ihres Wohnorts wenden, da dort der tatsächliche Bedarf festgestellt werden kann. Freiwillige Helfer, die Hochwassergeschädigte bei sich aufnehmen wollen, bei den Aufräumarbeiten mit anpacken oder auch anders unterstützen wollen, können sich in den Feuerwehrgerätehäusern oder bei der Gemeindeverwaltung ihres Wohnortes melden.
Das Bayerische Rote Kreuz hat für die Hochwasseropfer auch ein Spendenkonto eingerichtet:<br />
Speziell für die Hochwasseropfer im Berchtesgadener Land Spendenkonto:4226
Sparkasse BGL
Bankleitzahl: 71050000
Verwendungszweck: Hochwasser BGL
Allgemein für alle Hochwasseropfer in Bayern
Spendenkonto: 22222
Bayerische Landesbank
Bankleitzahl: 70050000
Verwendungszweck: Hochwasserkatastrophe 2013