Heimische Bereitschaften bei Großunfallsymposium in Schwaben

Heimische Einsatzkräfte der BRK-Bereitschaften Ainring und Freilassing haben bei einem Großunfallsymposium (GUS2018) des Roten Kreuzes am Truppenübungsplatz in Bodelsberg in Schwaben den Einsatz nach Amokläufen und Terroranschlägen mit vielen Verletzten geübt.

Mehr als 800 ehrenamtliche Rotkreuzler probten, wie sehr viele Verletzte auf einmal möglichst effektiv versorgt werden, wobei sie mit im regulären Rettungs- und Sanitätsdienst eher seltenen Verletzungen wie Schuss- oder Explosionswunden konfrontiert waren. „Zum Glück hat keiner von uns jungen Helfern je selbst solch eine schlimme Einsatzlage erleben müssen, die an Schadenslagen wie den Eishallen-Einsturz 2006 in Bad Reichenhall oder den Flugzeugabsturz 1996 bei Freilassing erinnern“, berichtet der stellvertretende Freilassinger Bereitschaftsleiter und Einheitsführer Moritz Jellinek.

Ein Selbstmordattentäter, der sich bei einem Rockkonzert in die Luft sprengt, Amoklauf mit Schusswechsel mitten in einem Einkaufszentrum, eine Bombe, die in der Stadt explodiert – das sind nur einige der Schreckensszenarien, die in Bodelsberg geübt wurden. Als Vorlage für die Drehbücher dienten die echten Anschläge von Nizza, Paris, Berlin und München. Die Einsatzkräfte wussten bis zur Alarmierung nicht, was sie erwartet. „Die Versorgung von Schusswunden und Verletzungen durch Sprengstoff war für viele in der Praxis neu. Es ging hauptsächlich um die strukturierte Patientenablage, um den Suchdienst des BRK, der Vermisste ausfindig macht und zuordnet, um das Stoppen von kritischen Blutungen und um die Psychosoziale Notfallversorgung“, erklärt Jellinek.

Lastwagen rast in Menschenmenge
„Für die acht ehrenamtlichen Helfer der BRK-Bereitschaften aus Freilassing und Ainring begann der Tag bereits um 5 Uhr morgens; sie beluden die Autos für die Fahrt zum Irschenberg. Dort trafen sie mit den BRK-Bereitschaften Bruckmühl und Bad Endorf zusammen, die bei den Übungen als weitere Teileinheit der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) Behandlung fungierten. Die SEG Behandlung besteht aus mindestens zwei Fahrzeugen und dient zur Versorgung von bis zu 25 verletzten oder erkrankten Personen; sie führt medizinisches Material sowie Zelte, Tragen und Decken an die Einsatzstelle. Nach der vierstündigen Anfahrt im Konvoi errichteten die Helfer gemeinsam ihre Zelte und starteten nach dem Mittagessen mit der Einweisung für die Führungskräfte, bei der alles Wichtige im Bezug auf Lage, geografische Besonderheiten und Organisatorisches besprochen wurde. Gegen 22.45 Uhr wurde die heimische SEG Behandlung dann zum ersten Einsatz mit dem Stichwort „Lastwagen in Menschenmenge“ alarmiert, der bis 3 Uhr am Morgen dauerte. „Im regulären Rettungsdienst werden wir immer wieder zu Verkehrsunfällen gerufen, bei denen Menschen von Autos an- oder umgefahren werden – viele unsere Helfer sind mit den Verletzungsmustern vertraut, allerdings war die Vielzahl der Patienten eine große Herausforderung“, berichtet Jellinek.

Bereits um 6 Uhr am Morgen gings nach einer kurzen Schlafpause bereits weiter im Lagerleben. Die übungsfreie Zeit nutzten die Ehrenamtlichen, um sich untereinander kennen zu lernen, andere Fahrzeuge und Fachdienste zu begutachten und Erfahrungen aus der Praxis auszutauschen. Jellinek: „Ein besonderer Dank gilt hier der BRK-Bereitschaft Neu-Ulm für das faire Fußballspiel!“ Ein Highlight für alle war die Helferparty am Samstagabend, bei der ausgelassen bis tief in die Nacht gefeiert wurde. Für Stimmung sorgte die Mundartband „Losamol“

Sanitäter müssen warten, bis die Polizei den Nahbereich gesichert hat
„Jeder zunächst unscheinbare Einsatz kann auch für uns selbst durch Terror oder Amok zur Bedrohung werden“, sagt der Chef-Organisator Dr. Michael Stemmler. Ist das der Fall, muss die Polizei den Nahbereich um den Täter sichern, bis keine Gefahr mehr von ihm ausgeht. So lange müssen die Sanitäter warten, um nicht selbst Ziel eines Angriffs zu werden. Um das möglichst realistisch zu üben, kamen Polizeibeamte aus der Region in ihrer Freizeit auf das Übungsgelände und stellten die Terrorabwehr so dar, wie sie im Ernstfall aussehen kann.

Mit rund 400 ehrenamtlichen und nochmal so vielen Helfern für Verpflegung, Infrastruktur, Kommunikation und Verletzten-Darstellung war das GUS2018 die bisher größte Übung für Ehrenamtliche in Bayern. „Wir haben gezeigt, mit welcher Schlagkraft wir Terrorlagen begegnen können. Ich bin von der Professionalität und Leidenschaft unserer Ehrenamtlichen beeindruckt. Wir hoffen, dass Terror- und Amoklagen in der Region niemals Realität werden, durch das GUS2018 sind wir nun besser darauf vorbereitet“, sagt Landesbereitschaftsleiter Michael Raut

Die vielen Teilnehmer waren in ihren eigenen Zelten untergebracht, die auf einer großen Wiese auf dem Bundeswehrgelände standen; beheizt, denn nachts war es empfindlich kühl, auch wenn überall das Zirpen der Grillen zu hören war. Eines fiel vor allem auf: die große Disziplin aller Teilnehmer. Ruhig und sachlich ging es zu, beim Anstehen in der langen Schlange bei der Essensausgabe genauso wie beim Alarm und der Einsatzübung. Jeder hielt sich an seine Aufgaben. Es ging ums Üben, damit die ehrenamtlichen SEG´n im Ernstfall viel besser wissen, wie sie mit unzähligen Verletzten bei einem Großunfall umgehen sollen. „Dass die Polizei zuerst einmal das Gebiet sichern muss, und es erst dann erlaubt ist, einzugreifen – das kostet große Selbstdisziplin“, erzählt Dirk Pfeiffer, ehrenamtlicher Notfallsanitäter und Soldat, „Die haben ja alle den Instinkt, erst mal loszurennen und zu helfen“, sagt er. Aber das sei erst dann möglich, wenn keine Gefahr mehr droht – denn der Schutz der Helfer geht vor. Es sei schwer, das durchzuhalten, „wenn alle schreien und um Hilfe rufen“.

Bericht & Fotos: BRK

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